Sprachbarrieren überwinden: Unterstützung für Ärzte und Flüchtlinge
Sprachbarrieren erschweren die medizinische Versorgung von geflüchteten Menschen und Asylbewerbern. Mit der viersprachigen Kommunikationshilfe „AOK HealthNavigator“ in Persisch, Arabisch, Englisch und Deutsch kann dieses Hindernis leichter überwunden werden.
Die AOK Nordost hat die Smartphone-App entwickeln lassen, um die Bundesländer Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bei ihrem gesetzlichen Auftrag der medizinischen Versorgung geflüchteter Menschen noch besser zu unterstützen. Das Kommunikationstool soll aber auch für Ärzte in der Praxis oder Klinik eine praktische Hilfe bieten.
Verständigung ohne Dolmetscher
„Ein möglichst niedrigschwelliger Zugang zur Gesundheitsversorgung ist eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe – gerade auch bei der Integration von Flüchtlingen. Der AOK HealthNavigator kann bei dieser Aufgabe weiterhelfen“, sagt Frank Michalak, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost. Mithilfe des AOK HealthNavigators können allgemeinmedizinische Fragen bei der Behandlung von Patienten mit keinen oder nur geringen Deutschkenntnissen oft auch ohne Dolmetscher geklärt werden. „Das erleichtert nicht nur die Behandlung, sondern spart den Ärzten Zeit für die Patientenversorgung“, so Michalak.
„Die größte Herausforderung bei der Behandlung von Flüchtlingen im Praxisalltag ist die Sprachbarriere“, bestätigt Dr. med. Pia Skarabis-Querfeld von „Medizin hilft Flüchtlingen“ – einem Netzwerk aus Medizinern und Pflegekräften, die sich in der Versorgung von Flüchtlingen in Berlin engagieren. „Der AOK HealthNavigator kann in den Praxen eine sehr gute Hilfe sein, um diese Hürde zu überwinden.“
Die Nutzung der App, die im ersten Schritt vor allem für das bei Flüchtlingen weit verbreitete Smartphone-Betriebssystem Android verfügbar ist, gestaltet sich einfach: Einmal kostenfrei heruntergeladen, funktioniert das Programm auch ohne Internetanbindung. Grundlegende Abläufe, Fragen und Hinweise für einen Arztbesuch werden den Flüchtlingen übersetzt und durch Piktogramme ergänzt.
Offline-Betrieb garantiert Datenschutz
Entwickelt wurde die App von Curamatik, einem ausgegründeten Start-Up der Technischen Universität Berlin. Der Datenschutz ist gewährleistet, da die Anwendung komplett offline funktioniert. Inhaltlich und fachlich wurde Curamatik bei der Konzeption des Programms von „Medizin hilft Flüchtlingen“ beraten, einem Projekt des Vereins „Medizin hilft e. V.“.
Neben einem allgemeinen Informationsteil zum deutschen Gesundheitssystem ist das Programm inhaltlich in drei Bereiche aufgeteilt: vor, während und nach der Be-handlung. Vor der Behandlung kann ein Anamnese-Fragebogen ausgefüllt werden. Während der Behandlung unterstützt die App den Arzt bei der Kommunikation mit dem Patienten. So kann der Arzt mit ihrer Hilfe etwa einzelne Behandlungsschritte wie „Ich werde Ihnen nun Blut abnehmen“ schriftlich übersetzen. Auch nach dem Arztgespräch können häufig verwendete Hinweise und gängige Therapieempfeh-lungen mit der App in der jeweiligen Sprache angezeigt werden, etwa „Halten Sie drei Tage Bettruhe“ oder Vorgaben für die Medikamenteneinnahme.
Allgemeinmedizin gut abgedeckt
Der AOK HealthNavigator deckt einen Großteil von Erkrankungen im Bereich der Allgemeinmedizin ab und fokussiert sich auf häufig auftretende Symptome wie Erkältungsbeschwerden oder Schmerzen bzw. Krankheiten wie Masern oder Grippe.
„Die Kommunikations-App versteht sich als pragmatisches Hilfsmittel in der Arztpraxis, wenn kein Sprachmittler zur Verfügung steht“, sagt Frank Michalak. Im Zweifelsfall oder bei komplizierteren Untersuchungen, etwa bei Spezialisten seien aber auch weiter die Dienste von entsprechend qualifizierten Dolmetschern notwendig.
Der „AOK HealthNavigator“ steht ab sofort in den App-Stores zum Download bereit.
Weitere Informationen:
Download für Android-Smartphones im Google-Play-Store
Download für iOS-Smartphones im Apple-App-Store
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