Integrationsfördernde Unterbringung: Kompetenzzentren für Flüchtlinge
Um Flüchtlinge schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren, haben der Landkreis Barnim und die Arbeitsagentur Eberswalde „Kompetenzzentren für Flüchtlinge“ geschaffen. Mit dem Modellprojekt werden seit Anfang des Jahres Flüchtlinge und Asylsuchende, die über eine hohe Bleibeperspektive sowie über Berufserfahrungen oder betriebliche Qualifikationen verfügen, bei der Suche nach einer Arbeit intensiv unterstützt.
Arbeitsstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt hat sich heute gemeinsam mit Vize-Landrat Carsten Bockhardt, Petra Röhlinger-Hissnauer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Eberswalde, und Gaby Wehrens, Geschäftsführerin des Job-Centers Barnim, über den aktuellen Stand informiert. Sie besuchten das Kompetenzzentrum der Bildungseinrichtung Buckow, wo sich Flüchtlinge im Bereich Landwirtschaft, Holzbearbeitung und Gartenbau erproben können.
Qualifikationen erfassen, Unterstützungsangebote auswählen
Arbeitsstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt sagte: „Der Zugang zu Arbeit ist einer der wichtigste Schritte zur erfolgreichen Integration von Geflüchteten. Die meisten wollen so schnell wie möglich arbeiten und so selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Sie sind sehr motiviert. Je früher man ihre Qualifikationen und Berufserfahrungen erfasst und danach Unterstützungsangebote ausrichtet, umso besser können sie in den Arbeitsmarkt integriert werden. Das Modellprojekt vom Kreis Barnim und der Arbeitsagentur Eberswalde ist ein gutes Beispiel, wie das in der Praxis funktionieren kann. Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt ist ein langwieriger Prozess, der maßgeblich von den Sprachkenntnissen abhängt. Geflüchtete müssen die Chance bekommen, einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen zu können. Hier sind vor allem Betriebe gefragt, entsprechende Stellen anzubieten. Klar ist, dass Geflüchtete das Fachkräfteproblem der Betriebe allein nicht lösen werden. Aber Betriebe werden von ihrem Einsatz profitieren.“
Carsten Bockhardt, stellvertretender Landrat Kreis Barnim, erklärte: „Im Landkreis sind viele Unternehmen bereit, geeignete Flüchtlinge einzustellen. Bisher kam es aufgrund fehlender Sprachkenntnisse und fehlender Fertigkeiten jedoch kaum dazu. Die Schwerpunkte in der Arbeit mit Flüchtlingen liegen deshalb im Sprachunterricht und im Feststellen und Einüben von Fertigkeiten. Beides versuchen wir in unseren Kompetenzzentren zu bündeln, um so die Integration in Arbeit und Gesellschaft effektiv zu fördern. Gern würden wir diesen Integrationsprozess auch noch umfassender begleiten, denn auch das selbstständige Wohnen und das Verhalten in einem neuen sozialen Umfeld sind für viele Flüchtlinge neu. Dazu wäre jedoch die Finanzierung zum Beispiel im Rahmen eines Modellprojektes des Landes Brandenburg eine wertvolle Voraussetzung.“
Petra Röhlinger-Hissnauer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Eberswalde, sagte: „Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis, dem Jobcenter und der Arbeitsagentur kommt den geflüchteten Menschen direkt zugute. Wir arbeiten partnerschaftlich zusammen, es gibt kurze Wege und unser gemeinsames Ziel ist es, Schritt für Schritt eine Integration in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu begleiten. Mit großem Engagement und viel Geduld widmen wir uns dieser Aufgabe – wohl wissend, dass es für viele geflüchtete Menschen ein langer Weg sein wird.“
Beratungsgespräch innerhalb von nur zehn Tagen
Der Landkreis Barnim und die Arbeitsagentur Eberswalde kooperieren seit Februar 2016 im gemeinsamen Projekt „Integrationsfördernde Unterbringung von Flüchtlingen und Asylsuchenden“. Ziel ist es, Flüchtlinge und Asylsuchende, die über eine hohe Bleibeperspektive sowie Berufserfahrung oder eine betriebliche Qualifikation verfügen, schnellstmöglich bei ihren ersten Schritten in den Arbeitsmarkt zu unterstützen.
Dafür wurden vier Kompetenzzentren für geflüchtete Menschen eingerichtet. Sobald ein Flüchtling im Kreis Barnim ankommt, erfassen Sozialarbeiterinnen bzw. Sozialarbeiter das Interesse an einer möglichen Beschäftigung sowie die Bleibeaussichten.
Sind die Voraussetzungen gegeben, erhalten die Flüchtlinge innerhalb von zehn Tagen ein individuelles Beratungsgespräch bei einer speziell geschulten Vermittlungsfachkraft der Agentur für Arbeit Eberswalde. In diesem Gespräch werden die Qualifikationen und beruflichen Kenntnisse erhoben und mit den geflüchteten Menschen wird eine berufliche Perspektive (Integrationsstrategie) besprochen. Auf dieser Basis erfolgt eine Empfehlung der Arbeitsagentur an den Kreis zur Unterbringung der Geflüchteten entsprechend ihrer beruflichen Chancen auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Dafür stehen an vier Standorten Kompetenzzentren mit verschiedenen beruflichen Schwerpunktfeldern (z.B. Handwerk/Dienstleistung, Landwirtschaft, Pflege sowie Hotel/Gaststätten) zur Verfügung. Innerhalb des Modellprojektes werden die geflüchteten Menschen damit sozial betreut und schnellstmöglich auf ein eigenständiges Leben sowie auf den Einstieg in den Arbeitsmarkt vorbereitet.
Hintergrund
Im Kreis Barnim sind derzeit rund 2.200 Flüchtlinge beziehungsweise Asylsuchende untergebracht. Im Rahmen des Modellprojektes wurden die beruflichen Kenntnisse von 656 Flüchtlingen erfasst. 117 Flüchtlinge nehmen an Maßnahmen der Arbeitsförderung teil, davon 59 im Kompetenzzentrum Bernau. 8 Flüchtlinge konnten bereits in Arbeit vermittelt werden, teilweise vorerst in eine geringfügige Beschäftigung.
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