Anmerkungen zum deutschen Armutsdiskurs
Seit Jahrhunderten wird das Thema Armut kontrovers diskutiert. Diejenigen, die Leistung und Tüchtigkeit für sich in Anspruch nahmen, sahen Armut oft anders als viele Arme oder karitative Einrichtungen. Heute scheiden sich die Geister unter anderem an der Frage, wie schlimm relative Armut in Wohlstandsgesellschaften im Vergleich z.B. zu hungernden Menschen in Afrika ist. Besonders heftig gehen die Meinungen darüber auseinander, ob sich Armut auf Einkommensmangel beschränkt oder ob sich mittlerweile in Deutschland eine Unterschicht mit eigenen Denk- und Verhaltensweisen herausgebildet hat.
In diesem Diskurs lassen sich vier Auffassungen wachsender Radikalität unterscheiden: Eine Sichtweise verneint, dass es in Deutschland mittlerweile eine Unterschicht gibt. Vertreter einer anderen Ansicht diagnostizieren insofern eine Unterschicht, als die Resignation innerhalb der armen Bevölkerung zunimmt. Eine dritte, politisch durchaus brisante Auffassung geht davon aus, dass es mittlerweile in der armen Bevölkerung ein eigenes System des Denkens und Verhaltens gibt. Ein besonders radikaler, oft kritisierter vierter Standpunkt gibt darüber hinaus der Unterschicht die Schuld an ihrer Situation und Lebensweise, unter anderem wegen eines Mangels an Disziplin.
Kritische Stimmen weisen darauf hin, dass viele Aspekte dieser Debatte im Grunde an die Mittelschicht adressiert sind, um so sozialpolitische Leistungskürzungen zu legitimieren, ein Feindbild zu schaffen und Angst vor dem sozialen Abstieg zu schüren. Diese Strategie erzeuge nicht selten Aggressivität gegenüber Armen, Arbeitslosen oder Migranten.
Sie haben die Wahl: Sie können sich zum jeweils gebuchten Webinar von Ihrem Computer Zuhause einwählen. Nach Kursanmeldung erhalten Sie einen Link, über den sie sich in den virtuellen Kursraum einloggen. Sie können an dem gewählten Webinar auch gern, gemeinsam mit anderen Teilnehmenden, in einem Kursraum der Kreisvolkshochschule Bad Belzig oder Kleinmachnow teilnehmen und nach Webinarende der Diskussionsrunde anschließen.
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Referent:
Prof. em. Dr. Dr. h.c. Stefan Hradil
Institut für Soziologie, Universität Mainz
Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz