Stärkere Unterstützung bei der Migrationssozialarbeit (Foto: h_lunke – stock.adobe.com)

Landesintegrationspreis zum 11. Mal verliehen

Integrationsministerin Susanna Karawanskij und Brandenburgs Landesintegrationsbeauftragte, Doris Lemmermeier, haben in der Luckauer Kulturkirche den 11. Landesintegrationspreis verliehen.

Integrationsarbeit wichtiger Schlüssel für Zusammenhalt der Gesellschaft

Für Ministerin Karawanskij ist die vielfältige und ideenreiche Integrationsarbeit der Vereine, Initiativen und Projekte ein ganz „wichtiger Schlüssel für den Zusammenhalt in der Gesellschaft“. Nur, wer tatsächlich ankommt, sich engagiert und interessiert und auf die unterschiedlichen Angebote zur Integration einlässt, wird die Chance auf Leben, Wohnen und Arbeit ergreifen.“ Karawanskij dankte den Preisträgerinnen und Preisträgern stellvertretend für alle an und für die Integration in Brandenburg Engagierten für Ihre wertvolle Arbeit. Die Ministerin sagte weiter, dass aber auch gesetzliche Grundlagen nötig seien, die diese Integrationsarbeit auch angesichts des großen Fachkräftebedarfs in Brandenburg befördern. Sie beobachte leider immer wieder Vorstöße, die mehr auf Abschiebung als auf Chancen setzen.

Erstmals in der Geschichte des 11-jährigen Landesintegrationspreises hat die Jury drei Projekte ausgewählt. Dazu die Landesintegrationsbeauftragte: „Nach einvernehmlicher Auffassung der Jurymitglieder sind die drei Preisvorschläge am eindrücklichsten und setzen die Vorgaben der Ausschreibung: Innovation, Nachhaltigkeit und Vernetzung für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im Land Brandenburg am besten um. Ich freue mich über und für die Auserwählten. Sie haben tolle Ideen. Da kann ich nur sagen, weiter so.“

Der Preis ist mit 2.000 € dotiert, einer Urkunde und natürlich mit Blumen. Den hohen Wert, den Landkreise und Kommunen der Integrationsarbeit den so Geehrten und den Integrationsprojekten beimessen, zeigten auch die Teilnahme des Landrates von Dahme-Spreewald, des Bürgermeisters von Luckau, Vertreter/innen der Stadtverwaltungen von Neuruppin und Potsdam.

Die Preisträger im Einzelnen

Mensch Luckau e.V.

Der Verein Mensch Luckau wurde in Folge der Zuwanderung von Geflüchteten 2015 mit nahezu 70 Mitgliedern hier in der Stadt gegründet. Die Beteiligten kümmern sich seither nicht nur um Geflüchtete jeder Nation, sondern bieten auch einheimischen Bedürftigen ihre Unterstützung an. Das ist eine Besonderheit und setzt dem Gefühl des „zurückgelassen werdens“, das einige Menschen der Aufnahmegesellschaft empfinden, etwas entgegen.

Hervorzuheben ist die beständige Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, per Website oder durch die Teilnahme an Veranstaltungen. Dort wird über die vielfältigen Angebote der Willkommensinitiative berichtet. Diese sind sehr vielfältig:

  • Informations- und Kulturveranstaltungen zur Sensibilisierung von Bürgerinnen und Bürgern,
  • Ein vierteljährliches Treffen „Stammtisch“ und ein monatlich stattfindendes Begegnungscafé zum Austausch
  • das Projekt „Von Luckauern für Luckauer“ (eine Kleider- und Möbelkammer)
  • Weitergabe gespendeter Fahrräder, Verkehrsschulungen und Fahrrad-training
  • Sprachkurse sowie Ausflüge und Wandertouren
  • Unterstützung bei der Arbeitssuche und Arbeitsaufnahme (u.a. Bewerbungsunterlagen zusammenstellen, Beratung für Bewerbungsgespräche sowie der „Abend für Arbeitgeber“)
  • die Stadt Luckau kommt für die Fahrtkosten von Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern auf, sie bringen Kinder zur Kita und ermöglichen den Eltern somit die regelmäßige Teilnahme an Sprachkursen.

Der Vorschlag für diesen Preisträger stammt von der Stadt Luckau, die den Verein von Anfang an unterstützt hat und schreibt: „Mensch Luckau e.V. ist aus Luckau nicht mehr wegzudenken!“ Ein schöneres Kompliment kann man doch gar nicht machen.

Refugee-Radio Potsdam

Das integrative Flüchtlingsradio wird in Teamarbeit von Herrn Obiri Mokini (Redaktion und Moderation in englischer Sprache) und Herrn Erich Benesch (Technik und Unterstützung in deutscher Sprache) umgesetzt. Seit 2014 wird im Potsdamer Bürgerradio damit Flüchtlingen eine Stimme gegeben.

Ausgestrahlt wird es via UKW (90,7 in Potsdam) und per Stream (www.88vier.de). Damit ist es in Berlin, Brandenburg und international verfügbar.

Die Themen werden selbstbestimmt ausgewählt und interkulturell auf Augenhöhe besprochen. Viele Engagierte (Flüchtlinge und ihre deutschen Freunde) sowie Institutionen kommen über Alters-, Ziel- und Kulturgruppen hinweg ins Freiland-Studio.

Migrantinnen und Migranten können die Sendung als Plattform nutzen, um ihre Stimme zu erheben, aber auch, um Unterstützung bei Notlagen zu erbitten. Das kommt bei den Netzwerkkontakten vor Ort an.

Mit dem Preis wollen die Beteiligten noch mehr Geflüchtete und deutsche Bürgerinnen und Bürger per Radio und mit dem Gesprächscafé erreichen.

Dieses niedrigschwellige Angebot ist in seiner Form einzigartig in Brandenburg. Indem geflüchteten Menschen eine Stimme gegeben wird, trägt das Refugee-Radio Potsdam zu ihrem Empowerment bei.

ESTAruppin e.V.

Der Verein ESTAruppin besteht seit 20 Jahren und arbeitet derzeit mit 70 Haupt- und mehr als 100 Ehrenamtlichen.

Die aktuellen Arbeitsschwerpunkte liegen auf sozialen und kulturellen Angeboten für Menschen aller Altersstufen und jeder Herkunft. Das Arbeitsfeld Migration und Flucht ist seit 2014 kontinuierlich gewachsen.

Das Konzept „Wo Menschen zu Hause sind“, das heute ausgezeichnet wird, besteht aus mehreren Schwerpunkten, von denen ich nun einige kurz vorstellen möchte:

  • Wohnen, Arbeit und Ausbildung
    In Kooperation mit der Neuruppiner Wohnungsbaugesellschaft mietete ESTAruppin mehrere Wohnungen an und half Flüchtlingen beim Umzug von den Wohnheimen in die Wohnungen.
  • Gemeinsame Freizeitaktivitäten
    Christliche und muslimische Feste werden gemeinsam gefeiert, Ausflüge in Museen oder Rad- und Kanutouren organisiert.
    Im musikpädagogischen Projekt ESTAbien – das uns heute musikalisch begleitet – können sich Menschen bis 27 Jahren engagieren. Das Angebot umfasst eine musikalische Grundbildung bis hin zur Aufnahme eigener Songs. Mit ihren Auftritten setzen die jungen Musikerinnen und Musiker ein Zeichen für Vielfalt und Zusammenhalt.
  • Unterstützung von Selbstorganisationen
    Die muslimische Gemeinschaft in Neuruppin wird u.a. bei der Vereinsgründung begleitet. Die Suche nach einem Gebetsraum verlief dank der Hilfe von ESTAruppin erfolgreich.
    In Rheinsberg wird eine Gruppe muslimischer Frauen bei dem Aufbau eines Treffpunkts unterstützt.
  • Lobby- und Gremienarbeit
    Seit über einem Jahr koordiniert und moderiert ESTAruppin mit dem „Ratschlag“ ein Beratungsgremium für Akteurinnen und Akteure in der Flüchtlingsarbeit.
    Interkulturelle Fortbildungen für Haupt- und Ehrenamtliche tragen zur Selbstreflexion und zum gegenseitigen Verständnis bei.
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