In Brandenburg immer mehr Geflüchtete in Arbeit und Ausbildung
Die Integration von Geflüchteten in Deutschland ist ein herausfordernder Prozess, der von allen Seiten viel Engagement verlangt. Eine entscheidende Rolle spielen dabei Arbeit und Ausbildung. Was in Brandenburg die Arbeitsagenturen und Jobcenter sowie die Landesregierung, Unternehmen und Gewerkschaften in dieser Hinsicht tun, seit 2015 erreicht haben und planen, haben die Partner heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Gastgeber der Pressekonferenz war das Vertriebszentrum Brandenburg der Volkswagen Original Teile Logistik GmbH & Co. KG (OTLG), das beispielhaft für andere Unternehmen über seine Aktivitäten berichtete, Geflüchteten eine berufliche Chance zu geben.
3.500 Geflüchtete in sozialversicherter Tätigkeit
Der Anlass der Zusammenkunft war erfreulich: Die aktuellen Beschäftigungsdaten zeigen, dass in Brandenburg erstmalig 3.500 Geflüchtete in sozialversicherter Tätigkeit waren. Seit August 2015 hat sich damit zwischen Oder und Elbe die Zahl der Beschäftigten aus den acht nichteuropäischen Asylherkunftsländern mehr als versechsfacht.
Dr. Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg: „Zur Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt braucht es großes Engagement und Standhaftigkeit aller Beteiligten. Mir ist bewusst, dass dies nicht immer einfach ist. Umso größer mein Dank an alle, die sich dafür einsetzen. Mit den 3.500 Frauen und Männern, die bereits in Arbeit sind, haben wir viel erreicht. Entscheidend ist, dass es dabei eine starke Dynamik gibt. Der Schlüssel zum Erfolg sind gute deutsche Sprachkenntnisse. Auch hier gibt es Fortschritte. Wir dürfen in unseren Anstrengungen nicht nachlassen. Denn die Integration ist auch eine Chance für unsere Gesellschaft. Viele Unternehmen suchen nach Arbeitskräften und Auszubildenden. Deshalb brauchen wir in Deutschland auch endlich einen rechtlichen Rahmen, der den Aufenthalt bei uns gesichert erlaubt, wenn man gut integriert ist und einen Arbeitsplatz hat, der ein Leben in Selbstständigkeit möglich macht. Es kann nicht sein, dass solche Menschen mit der täglichen Angst leben müssen, kurzfristig abgeschoben zu werden. Das ist auch für die Arbeitgeber unzumutbar.“
Bernd Becking, Leiter der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg: „Blickt man zurück in den August 2015 – der Hochphase der Fluchtbewegungen – standen wir in Brandenburg bei rund 550 beschäftigten Geflüchteten und es wurden Horrorszenarien gezeichnet. Inzwischen arbeitet jeder Vierte. Dies ist auch ein Ergebnis effektiver Zusammenarbeit zwischen den Partnern: Landesregierung, Sozialpartnern, Kammern, BAMF und der Bundesagentur für Arbeit – maßgeblich unterstützt vom Engagement vieler Ehrenamtlicher. Angesichts 1.700 unbesetzter Ausbildungsplätze im letzten Jahr und vieler Menschen, die in den nächsten Jahren in Rente gehen, sind 660 junge Geflüchtete, die in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz suchen, wertvolle Potenziale für Brandenburg. Es gibt aber noch viel zu tun: Aktuell sind in der Mark noch 11.000 Menschen mit Fluchthintergrund arbeitsuchend. Zwei Drittel von ihnen werden gerade qualifiziert und fit gemacht. An die Arbeitgeber appellieren wir, sich weiter offen zu zeigen und den Menschen eine Chance zu geben, zum Beispiel über ein Praktikum oder eine Einstiegsqualifizierung. Den Arbeitgebern, die noch unschlüssig sind, bieten wir unsere Beratung und Unterstützung an. Die Fördermöglichkeiten der Arbeitsagenturen und Jobcenter sind vielfältig, bedarfsgerecht und – wie erkennbar – effektiv.“
Kulturelle Kompetenz auf beiden Seiten gefragt
Alexander Schirp, Geschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg: „Den Unternehmen fehlt Personal an allen Ecken und Enden – deshalb steigen die Chancen von Geflüchteten. Angesichts der Fachkräfte-Lücke geht es darum, die Geflüchteten so schnell wie möglich ausbildungsreif zu machen. Auch in diesem Jahr sind bislang viele Ausbildungsplätze in Brandenburg unbesetzt geblieben. Das zentrale Thema bleibt die Sprachkompetenz. Junge Geflüchtete müssen die deutsche Sprache so gut beherrschen, dass sie auch in der Berufsschule damit arbeiten können. Viele Unternehmen bieten den jungen Menschen die Gelegenheit, auch nach Ausbildungsbeginn an ihren Deutschkenntnissen zu arbeiten. Wichtig ist ebenfalls die kulturelle Kompetenz – sowohl im Betrieb als auch bei den Geflüchteten. Für die Unternehmen ist es entscheidend, dass erfolgreich integrierte Menschen vor Abschiebung geschützt sind. Für einen Betrieb bedeutet es einen enormen Schaden, wenn ein eingearbeiteter Mitarbeiter plötzlich abgeschoben wird. Hier sollte es bei den Behörden die nötige Flexibilität geben.“
Christian Hoßbach, Vorsitzender des DGB Berlin-Brandenburg: „Im arbeitsmarktpolitischen Umgang mit den Geflüchteten normalisiert sich die Lage: Immer mehr Geflüchtete können in Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse vermittelt werden. Arbeit und Ausbildung sind der entscheidende Schlüssel, um in unserer Gesellschaft anzukommen und teilzuhaben. Zusammen mit einer Strategie für gute Arbeit ist die Integration von Geflüchteten auch ein Beitrag zur Fachkräftegewinnung. Einer Spaltung des Arbeitsmarktes und einer Verdrängung von Flüchtlingen in Ausbeutung und Schwarzarbeit muss eine aktive Integrations- und Arbeitspolitik vorbeugen. Das ist ein Beitrag zum sozialen Zusammenhalt in Brandenburg. Wichtig für eine faire Arbeitsmarktintegration sind auch Beratungsangebote für Geflüchtete, wie die vom Land Brandenburg geförderte Fachstelle Migration und Gute Arbeit.“
Andreas Klemm, Niederlassungsleiter des Vertriebszentrums Brandenburg der Volkswagen OTLG: „Qualifizierung und Arbeit spielen eine entscheidende Rolle bei der Integration geflüchteter Menschen. Dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe stellt sich auch die Volkswagen OTLG. Wir zählen zu den besten Ausbildungsunternehmen in Deutschland und sind hierfür mehrfach ausgezeichnet worden. Diese Stärke wollen wir gezielt einbringen, um die Potenziale der Geflüchteten zu fördern und ihnen Perspektiven aufzuzeigen. Die duale Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule bietet die besten Voraussetzungen, um eine erfolgreiche und anerkannte Integration sicher zu stellen. Dabei können wir als Unternehmen nicht nur unseren wichtigen Beitrag bei der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Integration geflüchteter Menschen leisten, sondern sehen darin auch ein wirksames Mittel, dem sich hier in unserer Branche abzeichnenden Arbeitskräftemangel zumindest etwas entgegenzuwirken.“
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
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