Junge geflüchtete Menschen erneut im Gedankenaustausch mit den Senioren vom Seniorenheim Freudenquell Eberswalde am Mahnmal, der in der Reichskristallnacht zerstörten Synagoge, in der Eberswalder Goethestraße (Foto: lobetal.de)

Geflüchtete treffen Senioren

„Wer bist du? Woher kommst du?“ So hat alles 2017 im Seniorenheim Freudenquell, der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, angefangen… Erst Wyclef aus Kenia, dann Elvira aus Albanien, die sich wie einige andere junge Menschen aus Afghanistan, Syrien oder Äthiopien auf einen Ausbildungsplatz oder für ein Praktikum im Seniorenheim beworben haben.

Gelegenheiten für Begegnungen schaffen: Geflüchtete treffen Senioren

Um Möglichkeiten einer interessanten Begegnung zwischen „Jung und Alt“, zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe zu nutzen, luden der Verbund Altenhilfe Eberswalde und der Bereich Migration der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal im September letzten Jahres gemeinsam zum Tag der Interkulturellen Begegnung ins Altenpflegeheim Freudenquell Eberswalde ein – ein Fest in aufgeschlossener Atmosphäre und Neugier, sich gegenseitig kennenzulernen.

Aufgrund dieser positiven Erfahrung entstand die Idee, mehr daraus zu machen und Raum für weitere Begegnungen dieser Art schaffen. Inzwischen bringen sich, wie ganz selbstverständlich, junge geflüchtete Menschen ehrenamtlich ein und starten ab Oktober zum großen Teil ihre Ausbildung zur Altenpflegefachkraft  im Seniorenheim Freudenquell.

Offener Austausch über Erfahrungen

Mit diesem Projekt „Geflüchtete Menschen treffen Senioren“ sind Voraussetzungen geschaffen, dass sich Menschen begegnen können, die „im Normalfall“ nicht zueinander finden. Monatliche Treffen von Bewohnern des Freudenquell mit Menschen, die in den Unterkünften für geflüchtete Menschen in Lobetal oder Ützdorf leben, die die Dienste der Migrationsberatungsstelle der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal in Anspruch nehmen oder die in Eberswalde einen Deutschkurs besuchen, geben diese Möglichkeit. Über einen längeren Zeitraum lernen sie sich hier kennen, Kontakte entstehen, Beziehungen können aufgebaut und gepflegt werden.

Im April 2018 fand ein weiteres Treffen statt. Mit Hilfe eines übergroßen Globus entstand ein reger Austausch über Herkunft, kulturelle Hintergründe und individuelle Beweggründe von Menschen, aus ihrer Heimat zu fliehen. Erinnerungen an Kriegserlebnisse, Flucht und Vertreibung wurden auch bei den Senioren wachgerufen und sie erzählten erstaunlich offen über Erfahrungen und lauschten andererseits sehr gespannt den Erzählungen der jungen Gäste.

Mit großer Verwunderung fragten die jungen Gäste, „wo denn die Kinder der Menschen sind, die hier im Altenpflegeheim leben“, denn in den meisten Kulturen ihrer Heimatländer leben die älteren Familienmitglieder „mit allen unter einem Dach“, wenn sie pflegebedürftig werden und erhalten die Pflege durch die gesamten Familie zuhause.

Gemeinsame Unternehmungen sorgen für regen Austausch

Im Mai folgte ein gemeinsamer Rundgang durch die Innenstadt von Eberswalde mit einem Besuch in der Maria-Magdalenen-Kirche,  dem Mahnmal der in der Reichskristallnacht zerstörten Synagoge in der Goethestraße,  dem gut erhaltenen, historischen Eberswalder Stadtkern und dem bronzenen Stadtmodell, das Eberswalde 1938 vor der großen Zerstörung zeigt. Es kam zu einem regen Austausch, zu geschichtlichen Ereignissen und zu Themen der Gegenwart.

Das nächste Treffen soll auf kulinarische Besonderheiten und gegenseitige Kostproben ausgerichtet sein. Auch ein Ausflug in den Zoologischen Garten Eberswalde ist geplant und im September wird zum zweiten Mal der „Tag der Interkulturellen Begegnung“ gefeiert. Dieses Fest wird gemeinsam vorbereitet und Bewohner vom Seniorenheim Freudenquell freuen sich jetzt schon sehr auf das Wiedersehen mit ihren jungen Gästen aus fernen Ländern.

 

Text: Katja Möhlhenrich-Krüger, Leiterin Verbund Altenhilfe Eberswalde

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