Statements der Podiumsteilnehmer
Im Rahmen des Dialogforums „Religionen und Weltanschauungen als Integrationsfaktoren“ in Potsdam fand eine rund anderthalbstündige themenbezogene Podiumsdiskussion mit Vertretern aller Glaubensrichtungen statt. Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke und Susanne Krause-Hinrichs von der F. C. Flick Stiftung nahmen teil. Für alle, die nicht vor Ort sein konnten, haben wir Kernaussagen aus den Statements der Podiumsteilnehmer zusammengefasst.
Diskussionsteilnehmer und ihre Statements
Dietmar Woidke
Ministerpräsident des Landes Brandenburg
Glaubensgemeinschaften spielten eine wichtige Rolle für die Integration. Sie gäben Halt und Orientierung, insbesondere in der Fremde, aber – Religion stehe nicht über dem Gesetz. Die Gesellschaft sollte versuchen, Religionen kennenzulernen, zu verstehen und auf sie einzugehen. Den Kirchen und der Jüdischen Gemeinde gebühre Dank, dass sie sich bei Anfeindungen immer an die Seite der Muslime gestellt hätten. Von Muslimen wünsche er sich, dass sie sich noch stärker an Aktionen gegen Gewalt und Terror beteiligten.
Markus Dröge
Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Wegen der hohen Zahl Konfessionsloser in Brandenburg stehe die Gesellschaft vor einem großen religiösen Bildungsauftrag. Insbesondere der christlich-muslimische Dialog müsse vertieft werden. Die Gesellschaft müsse stärker vermitteln, dass Religion in Deutschland geachtet werde und Frieden zwischen den Religionen bestehe. Integration in Werte wie die Gleichstellung von Mann und Frau in Deutschland sei fundamental und verlange Bildungsarbeit, ansonsten lebe die Gesellschaft von Vielfalt.
Heiner Koch
Erzbischof des Erzbistums Berlin
Religion sei eine spirituelle Kraftquelle, die integrationsfördernd wirke, aber auch fanatisieren könne. Nicht jede Religion habe in der Vergangenheit Integration gefördert. Auch die katholische Kirche habe da in der Geschichte Defizite offenbart. Es müsse einen Diskurs geben, Menschen anzunehmen, die religiös sind. Das brauche Verstehen. „Integration heißt lernen“. Das sei eine große Herausforderung für die ganze Gesellschaft.
Ud Joffe
Vorsitzender der Synagogengemeinde Potsdam
Es sei wichtiger, miteinander statt übereinander zu sprechen. Integration brauche Geduld, so wie ein Baum wachsen müsse. Sowohl die Muslime als auch die deutsche Gesellschaft würden sich in diesem Prozess verändern. Staat und Religionsgemeinschaften müssten den Dialog führen, aber es brauche Regeln.
Musa Yakout
Verein der Muslime in Potsdam e.V.
Der Islam werde oft missbraucht. Er werfe aber keine Bomben und töte keine Menschen. Muslime würden häufig nach Äußerlichkeiten beurteilt. Schon Bärte erzeugten Unbehagen und Ängste. Der Verein erhalte viel Unterstützung, wünsche sich aber einen festen Gebetsraum. Das sei für die Gläubigen sehr wichtig und wäre auch eine Bereicherung für Potsdam.
Thomas Heinrichs
Humanistischer Verband Berlin-Brandenburg
Nicht nur Migranten müssten integriert werden, sondern alle Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen abseits stünden. Integration bedeute jedoch nicht Selbstaufgabe. Menschenrechte seien humanistisch und nicht religiös fundiert, deshalb auch für Muslime akzeptabel. Absolute Wahrheitsansprüche von Kirchen oder Religionsgemeinschaften „bergen Konfliktpotenzial“.
Susanne Krause-Hinrichs
Geschäftsführerin der F. C. Flick Stiftung als Vertreterin der Zivilgesellschaft
Integration sei ohne das Engagement auch kirchlicher Initiativen undenkbar. „Zivilgesellschaft und Religion sind keine Gegensätze, sondern können sich bereichern.“ Für die Integration seien soziale Fragen wie Arbeit wichtiger als Religion. Probleme müssten offen angesprochen werden. Notwendig seien angstfreie Diskussionen.
Weitere Informationen:
Alle Artikel zum 5. Dialogforum „Religionen und Weltanschauungen“
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